Im Winter sehnen wir den Frühling herbei. Und wenn er dann da ist, freuen wir uns schon auf den Sommer und träumen vom Urlaub und wünschen uns, dass alles anders und schöner wäre. Wunschdenken ist menschlich und verständlich, aber bei kritischer Betrachtung wünschen wir uns in solchen Momenten etwas weg, was unser kostbarstes Gut ist, nämlich ein paar Minuten, ein paar Stunden und Tage im Jetzt zu haben. Wir erträumen uns eine bessere Zukunft, was Unzufriedenheit impliziert, welche sich ausbreitet - körperlich und seelisch.
Zu erkennen, dass jeder Zeitraum etwas Eigenes hat – seine eigene Schönheit, seine kleinen Wunder und neue Entdeckungen. Den Blick darauf zu konzentrieren kann sehr heilsam sein. Aus der Gegenwart das Schönste für sich rauszuholen. Zu bemerken, dass es in diesem Moment der Gegenwart keine Vergangenheit und keine Zukunft gibt.
Einen Augenblick Schweigen, keine Sprache, um die Stille bewusst zu erleben, körperlich und seelisch. Sich sammeln, Kraft gewinnen, zu sich selbst kommen.
Diese Achtsamkeit ist erlernbar, z.B. mit dem Konzept von Jon Kabat-Zinn: MBSR (Mindfulness based stressreduction – achtsamkeitsbasierte Stressreduktion) mit Basisübungen aus der Meditation, wie das achtsame Sitzen, der achtsamen Körperwahrnehmung (Body-Scan) und den achtsamen Körperbewegungen aus dem Yoga.
Präsent und aufgerichtet Sitzen – den Moment bewusst wahrnehmen ohne ihn zu bewerten, sich in diesen Moment fallen lassen und den Atem spüren. Der Atem als Anker, um sich immer wieder in die Gegenwart zurück zu holen und sich in einen Zustand von Aufmerksamkeit und Ruhe zu bringen.
Ein Übungsfeld, das das Leben verändern kann.
Text von Dagmar Lampart, MBSR-Lehrerin, Leiterin für therapeutischen Tanz (DGT), Gestaltungstherapeutin/Klin. Kunsttherapeutin (DAGTP) und Heilpraktikerin für Psychotherapie (HPG) der Celenus Klinik Schömberg.